Die eigene Ladesäule vor der Haustüre

04.12.2018

Nach einer kurzen Zeit der Selbsterfahrung stellt man als Fahrer eines Elektroautos fest: Viele Dinge im Alltag eines Autofahrers verändern sich. Das Fahren wird entspannter und die monatlichen Kosten sinken. Aber vor Allem das Laden ist ein ganz neues Thema. Es lässt sich nicht vergleichen mit dem bisherigen Tanken. Ein Auto mit Verbrennungsmotor wird während der Fahrt getankt, wenn man feststellt, dass der Tank leerer wird und es sich eine Gelegenheit ergibt. Das Elektroauto wird beim Parken geladen, wenn es sowieso steht. Und das ist meistens zuhause, auf der Arbeit, beim Einkaufen oder beim Ausflug in die Stadt. Für mich ist das Zuhause-Laden dabei wichtig geworden. Ich habe beschlossen, eine eigene Ladevorrichtung vor das Haus zu stellen, um diesen Prozess so einfach wie möglich zu gestalten. Die Lösung muss für uns nicht nur Mietshaus-kompatibel sein, sondern auch unseren optischen Ansprüchen genügen. Das Ergebnis ist eine selbstgebaute Ladesäule vor dem Haus.

Der Plan

Folgende Kriterien sollte die Ladesäule erfüllen:

  • Am Haus und auf dem Grundstück sollte möglichst keine Veränderung vorgenommen werden, die für den Vermieter nicht akzeptabel ist bzw. die nicht bei einem Auszug wieder zurückgebaut werden kann.
  • Die Ladesäule muss stabil sein, damit sie der Witterung widerstehen kann und auch bei einer Erschütterung nicht gleich umfällt.
  • Durch ein verschlossenes Gehäuse soll die Ladesäule das Außenbild des Hauses bewahren und nicht nach Technik aussehen.
  • Als Ladegerät war ein Tesla Wall Charger mit 7 Meter Kabel und Typ-2-Stecker vorgesehen.
  • Die Absicherung und Verkabelung soll bis 22 kW nutzbar sein, damit die mit 16,5 kW maximale AC-Ladeleistung des Fahrzeugs ausgenutzt werden kann.
  • Die Lösung muss auch vom Energieversorger begutachtet werden, weil die Leistung von 22 kW für Verbraucher in Privathaushalten Einfluss auf die Netzauslastung haben kann. Bitte beachten: Bei einem Anschluss bis 11 kW muss der Energieversorger lediglich informiert werden. Bei einem Anschluss von 22 kW will der Energieversorger die Installation abnehmen. Dabei wird u.U. auch eine Messung des Versorgungsnetzes bis zum Hausanschluss vorgenommen.
  • Um den Verbrauch besser kontrollieren zu können, soll ein zusätzlicher Stromzähler eingebaut werden.

Der Plan war, die Ladesäule auf einem Beton-Sockel aufzusetzen, der über ein Holzklotz als Dämpfung mit Dübeln auf den Pflastersteinen vor dem Haus befestigt wird. Darauf sollte dann in einem Stahlschrank der Wall Charger montiert werden. Das folgende Bild zeigt das Prinzip im Querschnitt.

Das Material

  • Tesla Wall Charger mit 7 Meter Kabel und Typ 2 Stecker
  • Ikea Schrank Josef außen, weiß, 40x35x86 cm
  • Aufbewahrungsboxen als Formen für das Giessen des Betonsockel 1x Ikea Sockerbit 38x51x30 cm und 1x Ikea Sockerbit 38x25x15 cm
  • Sand, Zement und Wasser zum Giessen des Betonsockels
  • Abwasserrohr aus verchromten Stahl zum Einlegen in den Betonsockel um das Kabel später unsichtbar durchzuführen.
  • 4x Holzschrauben (5mm x 130mm) und Dübel (10mm) für die Montage des Holzklotzes auf dem Boden
  • 2x Holzschrauben (6mm x 180mm) für die Montage des Betonsockel auf dem Holzklotz
  • 4x Holzschrauben (4mm x 40mm) und Dübel (8mm) für die Montage des Aluminiumständers auf dem Betonklotz
  • 4x Holzschrauben (4mm x 40mm) und Dübel (8mm) für die Montage des Metallschranks auf dem Betonklotz
  • 80cm langes Aluminium Vierkantrohr 40mm x 40mm mit passendem Standfuß
  • Material für die Elektroinstallation wie 10m Kabel 5x 6mm^2, Sicherungen, Stromzähler und kleiner Schaltkasten

Die Umsetzung

Der größte Aufwand bestand in der Herstellung des Betonsockels. Dieser wurde mithilfe von Ikea Aufbewahrungsboxen gegossen. Um die äußere Form vor dem Druck des schweren Betons zu schützen, habe ich die Außenkanten der Box mit einem Holzrahmen stabilisiert.

Damit der Betonsockel einen hohlen Innenraum bekommt, wurde die Form mit einer zweiten Box aufgefüllt.

Zusammengebaut sah die Gießform also so aus.

Nun wurde noch das Abflussrohr mit in die Form eingebracht, durch das später das Anschlusskabel geführt werden sollte.

Quelle: Amazon

Wichtig ist, beide Formteile mit Öl einzustreichen, damit sich der Betonklotz später leicht aus der Form lösen lässt. Zuletzt konnte nun der Beton eingefüllt werden und zum Aushärten über mehrere Tage gelagert werden. Das nächste Bild zeigt die Rückseite vom Betonsockel mit den Öffnungen für das Kabel.

Zur Befestigung des Sockels auf den Pflastersteinen wurde ein Holzklotz vorbereitet. Durch das Holz wird der Betonsockel nicht direkt auf den harten Boden gedübelt, sondern es wirkt als Puffer zwischen Beton und Pflastersteinen. Die vier großen Bohrungen sind zur Befestigung des Holzklotzes auf dem Boden. Die zwei kleinen Löcher sind für die Befestigung des Sockels am Holzklotz. Damit der Klotz nicht platzt, wurde er nicht aus einem Stück hergestellt, sondern aus mehreren Schichten von Holzbrettern zusammengeleimt und verschraubt. Diese sechs Schrauben sind auf dem Bild ebenfalls zu sehen.

Nun konnten Holzklotz und Betonsockel auf den Pflastersteinen festgedübelt werden. Inzwischen wurde auch das Aluminiumrohr mit einem passenden Standfuß aus dem Baumarkt sowie die Halteplatte des Wall Chargers montiert. Auf dem Bild ist auch die Öffnung im Aluminiumrohr zu sehen, durch die später das Kabel durchgeführt wird.

Im nächsten Schritt wird der Ikea Metallschrank mit vier Schrauben und Dübeln auf dem Sockel montiert. Dabei ist zu beachten, dass der Sockel leicht schmäler ist als der Schrank und dass die Befestigungslöcher dicht am Rand des Betonteils sind. Das erfordert Vorsicht beim Bohren der Löcher in den Beton, damit diese nicht ausplatzen.

Die Bodenplatte des Ikea-Schranks musste nun noch ausgeschnitten werden, damit das Aluminiumrohr später durch den Boden geführt werden kann. Auf dem Bild ist der Ausschnitt noch rund. Der wurde anschließend eckig geschnitten, passend zum Rohr.

Eingelegt sieht der Boden dann so aus. Er verdeckt damit die Befestigungsschrauben des Betonsockels als auch die des Metallschranks.

Das folgende Bild zeigt das zusammengebaute Gehäuse.

Und nun das Bild inkl. montiertem Wall Charger. Es ist zu erkennen, dass das 7 Meter lange Kabel vollständig in das Gehäuse untergebracht werden kann, indem es aufgewickelt ist und sich über die Kante des Wall Chargers hängt.

Die Elektroinstallation wurde von einem Elektromeister vorgenommen, damit der Vorgang offiziell für den Vermieter sowie dem Stromnetzbetreiber abnahmefähig ist. Das beinhaltet das Montieren des zusätzlichen Schaltkastens unter dem Hauptsicherungskasten, das Verlegen der Leitung bis zum Wall Charger inkl. Außenwanddurchbruch und durch die Kellerdecke bis zum Verschalten mit den Zusatzsicherungen und dem Stromzähler.

Das Ergebnis

Durch die gewählte Konstruktion sind die Erwartungen durchaus erfüllt worden. Aufgrund der Bauweise und der Farbwahl ist die Ladesäule quasi unsichtbar und verschwindet optisch vor dem Haus. Wenn das Auto angeschlossen wird, ragt lediglich das Kabel aus der Gehäusetür und der Wall Charger bleibt versteckt.

Vielleicht liefert das Projekt ja ein paar Ideen, wie man seine eigene Lösung zuhause bauen kann.

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